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06.04.2015

5. Internationaler Kongress „Treffpunkt Weltkirche“ von „Kirche in Not“ vom 12. bis 15. März 2015 in Würzburg

Für jemanden, der das Wort „Weltkirche“ hört, kann es zunächst eine verweltlichte, dem Zeitgeist nacheifernde Religionsgemeinschaft bedeuten. Dass es sich bei dem Ausdruck eigentlich um die Universalität, d. h. eins der vier sogenannten Wesensmerkmale der Kirche, handelt, wissen aber nur wenige. Die Universalkirche umfasst nämlich die Menschen aller Sprachen und Nationen, um sie in allen ihren Lebenslagen zu heiligen. Diese kostbare Erfahrung, die glücklicherweise zum Alltag der internationalen Gemeinschaft des Collegium Orientale gehört, durften wir vor kurzem in Würzburg mit anderen teilen. Im Rahmen des dort tagenden 5. Internationalen Kongresses „Treffpunkt Weltkirche“ von „Kirche in Not“ fand am Samstag, den 14. März 2015, ein byzantinischer Pontifikal-Gottesdienst mit Bischof Dr. Bohdan Dzyurakh C.Ss.R., dem Sekretär der ukrainischen griechisch-katholischen Bischofssynode, statt. Sowohl durch diese Liturgie als auch durch den späteren Auftritt unseres Chores und die Ansprache des Bischofs konnte die Schönheit der ostkirchlichen Tradition und die Einheit der Kirche in der Vielfalt ihrer Riten erfahrbar gemacht werden. Dazu diente auch unser Infostand in der Kongresshalle, wo sich zahlreiche interessante Gespräche mit den Kongressteilnehmern ergaben.

Der Würzburger Kongress bot aber nicht nur die Möglichkeit, das eigene Traditionsgut zu präsentieren, sondern stellte auch für uns selbst eine große Bereicherung dar. Denn dort begegneten wir vielen jungen Menschen, die vom Glauben an Jesus Christus begeistert sind und diese Begeisterung auf die anderen ausstrahlen. Als Beispiel möge hier Hugo Daniel Pereira aus der brasilianischen Kommunität Canção Nova („Neues Lied“) genannt werden. Die Besonderheit dieser neuen geistlichen Gemeinschaft liegt darin, dass sie die Menschen durch die Medien, vor allem durch das Fernsehen, evangelisiert. Erwähnenswert ist dabei, dass auch im Fall dieser Kommunität der universale Charakter der Kirche und zugleich in gewisser Weise ein Zeichen der Zeit zu erkennen sind, da der Gründer von Canção Nova, Msgr. Jonas Abib SDB, aus dem Libanon kommt, also aus einem Land im Nahen Osten, der „heißen“ Region, wo Christen momentan sehr schweren Verfolgungen ausgesetzt sind. Im Unterschied aber zu anderen arabischen Ländern bilden die libanesischen Christen ungefähr 40% der Bevölkerung des Landes. Über die immer komplizierteren Lebensumstände der lokalen christlichen Gemeinschaft sowie der zahlreichen Flüchtlinge im Libanon erzählte während einer Podiumsdiskussion Schwester Hanan Youssef. Etwas optimistischer stellte die Lage der christlichen Minderheit in Ägypten der koptisch-katholische Bischof Kyrillos Kamal William Samaan OFM (Assiut) dar, dessen große Gastfreundlichkeit wir während einer Studienreise nach Ägypten 2012 erfahren durften. Der lateinische Patriarch von Jerusalem Fouad Boutros Ibrahim Twal schloss diese höchst interessante Diskussion mit der tiefsinnigen Bemerkung, dass die Kirche in Nahen Osten jetzt zusammen mit Jesus ein Golgota erlebe. Einst werde sie aber an Seiner glorreichen Auferstehung teilnehmen. Möge sich diese Botschaft des Kongresses in Würzburg mit der Gebetsmeinung des Papstes für den Monat April verbinden und die verfolgten Christen den Trost des Auferstandenen und die Solidarität der Weltkirche spüren.

Miroslaw Lopuch