Zum Inhalt springen
05.06.2016

„Die Orthodoxie am Vorabend der Panorthodoxen Synode“ – Jahrestagung der GSCO in München

Am 3. und 4. Juni fand die Jahrestagung der „Gesellschaft zum Studium des Christlichen Ostens“ (GSCO – vgl. www.gsco.info) statt, die als Arbeitsgemeinschaft wissenschaftlich arbeitende Institute und Einzelpersonen im deutschen Sprachraum vereint, die sich mit der Erforschung des christlichen Osten beschäftigen. Die Tagung wurde in Kooperation mit der Ausbildungseinrichtung für Orthodoxe Theologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München ausgerichtet.

Nach vielen Jahrzehnten z. T. intensiver Vorbereitung haben die Vorsteher aller autokephalen orthodoxen Kirchen bei ihrem Treffen in Genf (Ende Januar 2016) einvernehmlich die Einberufung der „Heiligen und Großen Synode der Orthodoxen Kirche“ beschlossen. Die Synode soll zum orthodoxen Pfingstfest, vom 16. bis zum 27. Juni 2016 auf Kreta, und zwar in der „Orthodoxen Akademie von Kreta“ in Kolymbari bei Chania, abgehalten werden. Folgende Themen wurden als Tagungsordnungspunkte gebilligt: Der Auftrag der orthodoxen Kirche in der heutigen Welt, die orthodoxe Diaspora, Autonomie und die Art und Weise ihrer Ausrufung, das Sakrament der Ehe und ihre Hindernisse, die Bedeutung des Fastens und seine Praxis heute, die Beziehung der Orthodoxen Kirche zu den anderen christlichen Kirchen der Welt.

So hoffnungsvoll die Ausrufung der Synode aufgenommen wurde, so sehr zeigen sich nun die auftretenden Probleme: Unmittelbar vor der Tagung kündigte die Bulgarisch-orthodoxe Kirche eigene Bedingungen resp. ihr Fernbleiben an, im Anschluss an die Tagung äußerte schließlich am 6. Juni die Russisch-orthodoxe Kirche öffentlich erhebliche Bedenken. Insofern konnte das Thema der Jahrestagung aktueller nicht sein und war getragen von einer großen Spannung im Hinblick auf die historische Zusammenkunft. Als Referenten stellten Erzpriester Prof. Dr. Dr. h. c. Viorel Ioniţa (Genf), Bischof Prof. Dr. Dr. Kyrillos Katerelos (Athen), Bischof Andrej Čilerdžić (Wien) und Prof. Dr. Athanasios Vletsis (München) den Weg zur Synode, das Problem der autokephalen Kirchen sowie pastorale und theologische Erwartungen an die Synode dar. Die Vorträge waren nicht nur aufgrund ihres Gehaltes äußerst wertvoll, es schloss sich jeweils auch eine höchst lebendige kritische Diskussion an. Tagungsorte waren die Ludwig-Maximilians-Universität in München sowie die griechisch-orthodoxe Allerheiligenkirche und ihr Gemeindesaal.

Vonseiten des Collegium Orientale nahmen Rektor Dr. Petrynko, Vizerektor Dr. Kremer, der außerordentliche Spiritual Dr. Mykhaleyko sowie vier aktuelle und mehrere ehemalige Kollegiaten mit großem Gewinn an der Tagung teil. Im Grundanliegen, dass ein solches panorthodoxes Konzil von größter Bedeutung ist, um die Stimme der Orthodoxie in der Welt von heute erklingen zu lassen, waren sich die Tagungsteilnehmer einig. So bleibt zu hoffen, dass nicht zu viele widrige Umstände die Zusammenkunft gefährden und dass sie schließlich zu einem Quell des Segens für die Einheit der Kirche und für das Zeugnis der Orthodoxie werden möge.

Thomas Kremer

Bildergalerie auf Facebook