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24.06.2021

Repetitor Robert Rapljenović zum Stavrophoren Erzpriester ernannt

(COr) Am Pfingstdienstag, den 25. Mai 2021, wurde Repetitor Dr. Robert Rapljenović von seinem Heimatbischof Msgr. Milan Stipić zum Stavrophoren Erzpriester erhoben. Am Tag zuvor wurde das Patrozinum der Dreifaltigkeitskathedrale in Križevci (Kroatien) gefeiert und der Mönchsdiakon Mladen Mikulić zum Priester geweiht. Der Repetitor des Collegium Orientale war zur Primiz am Pfingsdienstag eingeladen und wurde zu seiner Überraschung für den Rektorendienst im Griechisch-katholischen Priesterseminar in Zagreb im akademischen Jahr 2019/20 und seine Verdienste für die Eparchie Križevci geehrt.

Neben seinem seelsorgerischen Dienst für seine Heimatkirche und der Arbeit als Repetitor im Collegium Orientale in Eichstätt hat Robert Rapljenović als Vertreter der Eparchie Križevci bei der Kroatischen Bischofskonferenz, im Rat für Familie und Leben 2010–12 sowie im Rat für die Priesterseminare und das geweihte Leben 2019/20, gearbeitet, sowie drei Radioformate mit ostkirchlich-theologischen und geistigen Themen bei Radio Maria Kroatien in den Jahren 2008–2012 gestaltet und moderiert. Als Dozent hielt er Vorlesungen und Seminare im Griechisch-katholischen Priesterseminar in Zagreb in den Vorlesungen Kirchengeschichte der Griechisch-katholischen Kirchen, Ostkirchliche Liturgiewissenschaft und Spiritualität der griechischen Kirchenväter sowie als Gastdozent an der Theologischen Fakultät des Philosophisch-theologischen Instituts der Gesellschaft Jesu in Zagreb in den Fächern Ostkirchenkunde, Ökumene und Kirchengeschichte. Im Jahre 2019 wurde er von seinem Heimatbischof Milan Stipić als Rektor des Griechisch-katholischen Priesterseminars in Zagreb berufen, um nach dem Vorbild des Collegium Orientale in Eichstätt die Priesterausbildung durch internationale Zusammenarbeit und postgraduierten Studiengängen zu erweitern. Zusammen mit Bischof Milan Stipić und der Ostkirchenkongregation wurden für das akademische Jahr 2020/21 weitere 10 neue Studenten aus den Ostkirchen vorgesehen und die Zusammenarbeit mit nicht-theologischen Fakultäten der Universität Zagreb und der Katholischen Universität in Zagreb geschlossen. Noch im Frühjahr 2020 hat das Priesterseminar eine Studienfahrt nach Wien und Bratislava sowie ein Internationales Wissenschaftskolloquium zusammen mit der Katholischen Fakultät der Universität Zagreb organisiert. Durch die Pandemie Covid19 wurden die Reformmaßnahmen im Sommersemester unterbrochen und die Studenten an sichere Orte außerhalb der Metropole Zagreb geschickt. Das Reformprojekt musste in Gänze aufgegeben werden, als Ende März 2020 eines der schwersten Erdbeben in der Geschichte Kroatiens die Hauptstadt weitgehend zerstörte. Das Gebäude des Griechisch-katholischen Priesterseminars erlitt nicht nur schwere Schäden, sondern wurde als unbewohnbar eingestuft. Die nötige Generalsanierung lässt für die kommenden Jahre nur einen eingeschränkten Seminarbetrieb zu und so wird das geplante internationale Seminar in Zagreb leider nicht Realität werden. Aus diesem Grund kehrte Robert Rapljenović wieder als Repetitor in das Collegium Orientale zurück.

Was bedeuten die (südslawischen) Ehrendienstgrade?

(rr) In den Kirchen des Ritus von Konstantinopel gibt es neben den höheren Weihestufen Diakon, Priester und Bischof noch innerhalb dieser Stufen eine mehr ehrenhafte Graduierung, die zum Teil früher aber auch heute auch funktionalen Charakter hat. Diese Dienstgrade sollen zum einen die bisherigen Leistungen der Kandidaten würdigen, zum anderen ihn aber auch in die Pflicht nehmen, zur Erfüllung eines vorbildlichen Lebens und Dienstes in der Zukunft sich anzustrengen.

In den einzelnen Landeskirchen gibt es kleinere Unterschiede dieser Ehrendienstgrade. Uns im Collegium Orientale sind vor allem die Archimandriten und Erzpriester ein Begriff. Zumeist begegnen uns hier auch die nordslawischen Ehrendienstgrade, die z. B. in der Ukraine, der Slowakei oder Russland verwendet  werden. Die Eparchie Križevci in Kroatien vereint verschiedene Traditionen: So gibt es in ihr die ursprünglichen griechisch-katholischen Kroaten – also Südslawen –, dann die seit dem 18. Jh. dazugekommenen Ruthenen im heutigen Serbien und Ostkroatien, die aus Transkarpatien stammen, und ab dem 20. Jh. Ukrainer in Bosnien und Mittelkroatien, die aus Galizien stammen. Zeitweise – im territorial großen Jugoslawien (1918–1991) – waren auch die Traditionen aus Nordmazedonien und Rumänien Teil dieser bunten Eparchie.

Die Dienstgrade für Diakone und Priester folgen in der griechisch-katholischen Kirche in Kroatien der ursprünglichen südslawischen Tradition, die ihren Ursprung in der griechischen Kirche hat, sich aber selbstständig weiterentwickelt hat. In dieser südslawischen Tradition, die bspw. in der bulgarischen, serbischen und nordmazedonischen – und eben auch der kroatischen – Kirchen gelebt wird, bestehen folgende Dienstgrade:

Weihestufe

Mönchtum

Weltpriester

Insignen

Priester

Archimandrit

Stavrophorer Erzpriester

Geschmücktes Kreuz, Epigonátion

Protosyncelus

Erzpriester

Goldenes Kreuz, Epigonátion

(Hegumen[1])

 

 

Syncelus

Vice-Erzpriesters

Epigonátion

Mönchspriester

Priester

 

 

 

 

 

Diakon

 

Archi-/Erzdiakon

Geschmücktes Orarion

Protodiakon

Mönchsdiakon

Diakon

 

Die Bekleidung der Kleriker im Alltag unterscheidet sich stark von der liturgischen Kleidung. Die Alltagskleidung der Kleriker ist von betont schlichten, bescheidenen Charakter. Die Bischöfe, Priester und Diakone tragen einen eng anliegenden Talar, den Unterrasson, und darüber einen weit geschnittenen Talar, den Rasson. Die zylinderförmige Kopfbedeckung nennt man Kamilavkion und bei Mönchen wird darüber ein Schleier, der Epikamilavkion getragen. In der griechischen und südslawischen Tradition wird das Epikamilavkion außerhalb des Gottesdienstes einfach abgenommen. In der nordslawischen Tradition ist der Mönchsschleier fest verbunden und die Kopfbedeckung wird Panikamilavkion genannt. Im Sinne der Bescheidenheit ist die außerliturgische Kleidung zumeist Schwarz, insbesondere im Mönchtum. Aber auch andere Farben (Blau, Grau, Weiß u. a.) werden vor allem beim Unterrasson verwendet.

Die liturgische Kleidung dagegen ist prachtvoll und glänzend. Hintergrund dieser Unterscheidung ist die Ikonentheologie des Ostens. So wird Wert darauf gelegt herauszustellen, dass im Gottesdienst nicht der Bischof, Priester oder Diakon primär handelt, sondern dieser nur eine „lebendige Ikone“ des einen Hohenpriesters Jesus Christus ist. Daher ist die Kleidung prunkvoll, um auf die überirdische, göttliche Wirklichkeit hinter der sichtbaren liturgischen Handlung zu verweisen. Sehr schlichte, ja unauffällige liturgische Gewänder, wie sie zum Teil im Westen verwendet werden, um einen anderen Akzent zu setzen, würden im Osten so nicht funktionieren. Auch hat der christliche Osten keine Angst vor einem übermächtigen Klerikalismus. Jahrhundertelange Verfolgungen der Kirchen und ein opferbereiter sowie volksnaher Klerus müssen nicht fürchten, dass prunkvolle Gewänder den Eindruck von „Fürstbischöfen“ entstehen lassen. Auch heute noch sind in den südslawischen Ländern – etwas anders ist es wohl in Griechenland – die Priester und Bischöfe eher der mittleren und armen Volksschicht verbunden und gehören nicht zu den finanziellen Gewinnern der postsozialistischen Gesellschaft. Dies alles sollte man vor Augen haben, um die Insignien und Kleidung der Ostkirche aus westlicher Sicht nicht misszuverstehn.

Neben den verschiedenen Verwaltungsämtern in denen Diakone, Priester und Bischöfe tätig sein können – beim Priester sind dies bspw. Pfarrvikar, Pfarrer, Dekan, Rektor einer Kirche, Bischofsvikar, Generalvikar – gibt es seit ältester Zeit auch Dienstgrade innerhalb der Weihestufen, die nur wenig äußere Auswirkungen besitzen, sondern mehr eine Würdigung des einzelnen Priesters darstellen und zur inneren Ordnung der kirchlichen Mitarbeiter dienen. Dadurch wird in der inneren Struktur der Kirche neben dem Weihealter auch der persönliche Einsatz sichtbar gemacht. Denn normalerweise bestimmt sich die innere Struktur nach den Verwaltungsämtern und dem Weihealter. Dies spiegelt aber nicht notwendigerweise die tatsächliche Bedeutung eines Klerikers wieder. So ist der patriarchale Diakon der serbisch-orthodoxen Kirche bspw. der Bibliothekar der Patriarchialbibliothek, was keinen Einfluss auf seine Rolle in der patriarchalen Liturgie hätte. Wäre er nicht zum Archidiakon ernannt, müsste er seinem Alter entsprechend einen der mittleren Plätze einnehmen und könnte so nicht die Liturgie leiten.

Diakone, Protodiakone und Archidiakone

Bei den Diakonen gibt es als zweiten Dienstgrad die Protodiakone (von gr. protos = der Erste). In den liturgischen Büchern meint man mit diesem Begriff den dienstältesten Diakon, unabhängig von seinem Rang. Aber er kann auch als Ehrung für besondere Dienste verliehen werden und bedeutet vor allem einen Ehrenvorrang, wenn viele Diakone – wie in bedeutenden Kirchen oder Kathedralen – im Dienst sind. Die Protodiakone unterscheiden sich in ihrer liturgischen Kleidung durch ein besonders feierlich geschmücktes Orarion (Stola). Bei den Griechen wird dieses Doppelorarion genannt, weil es doppelt so lang ist, wie eine ursprüngliche Stola. Oftmals ist sie in der dunkelroten Farbe, bspw. Samt ausgeführt und hat das Trisagion in Gold aufgestickt. Die nordslawische Tradition verleiht den Protodiakonen, in der Regel aber nicht den Archidiakonen, zusätzlich das Recht ein violettes statt schwarzes Kamilavkion zu tragen.

Der dritte und höchste Dienstgrad ist der Archidiakon, auch Erzdiakon. Ursprünglich ist dies ein bischöfliche Mitarbeiter oder Sekretär. Auch heute noch werden vor allem die ältesten oder bedeutendsten Diakone in großen Klöstern oder Kathedralen und vor allem die patriarchalen Protodiakone als Archidiakone hervorgehoben. Sie tragen das gleiche geschmückte Orarion, wie die Protodiakone. In der rumänischen Kirche gibt es den außergewöhnlichen Brauch, dass die Archidiakone auch ein goldenes Kreuz – wie die Erzpriester – tragen dürfen.

Priester, Erzpriester und Archimandriten

Ähnlich den Diakonen gibt es auch bei den Priestern, vor allem in großen Kirchenverbänden, eine innere Ordnung durch die Dienstgrade.  Auch diese stammt von den praktischen Verwaltungsämtern ab, dient heute aber auch dazu, eine innere Graduierung herzustellen. Dabei wird sichtbar, dass im Mönchtum sich andere Titel als im Weltpriestertum herausgebildet haben. Dies liegt auch daran, dass im Osten der Bischof meist dem Mönchstand zugehörig war und dadurch auch Mitarbeiter aus diesen Stand hatte. Die Weltpriester hingegen waren auf das pastorale Wirken den Menschen in der Welt (man nennt sie auch Weltpriester) gegenüber hingeordnet und die Dienstgrade waren mehr in Bezug auf die anderen Priestermitbrüder wichtig.

Die priesterlichen Insignien deuten die drei Dienstgrade an. Als erstes Kennzeichen erhalten die Syncelli und Vice-Erzpriester das Epigonation, ein rhomboides steifes, reich besticktes Tuch, das früher nur die Bischöfe getragen haben und das den römischen Oberschenkelschildern (lat. tablion) bei Soldaten oder Beamten ähnelt. Dazu kommt beim zweiten Dienstgrad der Protosyncelli und Erzpriester ein goldenes Kreuz, das während und außerhalb der Liturgie getragen wird. Der dritte Grad der Archimandriten und Stavrophoren Erzpriester trägt neben dem Epigonation ein geschmücktes, bischöfliches Kreuz – während und außerhalb der Liturgie.

Die Mitarbeiter der Bischöfe wohnten früher auch in seiner Nähe, d. h. im Kloster. So nannte man diese mönchischen Mitarbeiter Syncellus. Seinen Ursprung hat die Bezeichnung davon, dass die engen Mitarbeiter des Bischofs in den Nachbarzellen des Klosters wohnten. Gr. sin (=mit, neben) + gr. kellion (=Mönchszelle). Die Bischofssekretäre tragen auch heute nicht selten diesen Titel. Der wichtigste Mitarbeiter des Bischofs ist dabei der Protosyncellus, wörtlich gedeutet: derjenige, der in der ersten Mönchszelle neben dem Bischof seine Räume hat. Er ist vergleichbar mit dem westlichen Generalvikar. Der höchste Dienstgrad eines Mönchpriesters heißt Archimandrit,von gr. archi (=erster, führender) und gr. mándra (=[im Sinne von] Kloster, wörtl. Einzäunung für die Schafe). Der Archimandrit trägt neben dem geschmückten Kreuz, eine violette Mandýas (Umhang) und einen Bischofsstab – letztere zwei Insignien sind die eines Hegumen (Abt), allerdings ist die Mandýas eine bischöfliche. In den südslawischen Kirchen sind Archimandriten Vorsteher (Hegumen) bedeutender Klöster oder anderer kirchlicher Institutionen (Theologische Fakultäten u. dgl.). Oftmals werden Bischöfe aus diesen Reihen gewählt, besonders im nordslawischen Raum. Patriachale Archimandriten werden z. T. Großarchimandrit (gr. mégas archimandrítês) genannt, so in der St.-Georg-Kathedrale in Konstantinopel. Zum Teil erhalten v. a. in Griechenland auch unverheiratete oder verwitwete Priester den Titel, auch ohne Mönchsweihe. In katholischen Ostkirchen werden Ordensobere auch Protoarchimandriten genannt, so im Basilianerorden (OSBM).

Der Weltklerus gliedert sich ebenso wie die Mönche in drei höhere Dienststufen. Die erste höhere Stufe ist die des Vice-Erzpriesters oder Prota, der ein Stellvertreter des Erzpriesters ist. Wird in der serbischen Kirche oft verwendet: serb. Protonamesnik. Dieser Grad hat seinen Sinn vor allem bei einer sehr großen Anzahl von Pfarrern in einer Pfarrei, die eine Ordnung herstellt ohne die anderen Pfarrer zu Pfarrvikaren zu degradieren.  Der Erzpriester ist der erste unter den Priester eines größeren Gebietes, allerdings nicht im Sinne eines Dekans oder Bischofvikars, also eines Verwaltungamtes, sondern in geistiger, pastoraler oder anderer Hinsicht, die der Kirche nützt. An dieser Stelle lohnt es sich zu bedenken, dass Kirche nicht eine Organisation ist und nur aus Verwaltungsfunktionen besteht – in diesem Fall gäbe es freilich keinen Sinn für Ehrendienstgrade –, sondern ein lebendiger Organismus, wobei jeder Einzelne – vor allem die Laien –, so auch die Priester, auch ungewöhnliche Beiträge zum Erfolg der Verbreitung des Evangeliums beisteuern können. So waren bspw. zwei Jesuiten Erzpriester der Eparchie Križevci, die den CCEO ins kroatische Übersetzt haben. Um ihren Beitrag zu würdigen und in der Kirchenstruktur der Eparchie sichtbar zu machen, wurden sie in diesen Dienstgrad gehoben.

Obwohl der Erzpriester bereits das Recht hat ein goldenes Kreuz zu tragen, kam es in den südslawischen Kirchen – wohl durch nordslawischen Einfluss – zur Doppelung des Erzpriestergrads. Der Stavrophore Erzpriester bzw. Kreuztragender Erzpriester ist der höchste Dienstgrad bei den Weltpriestern. Dieser Rang heißt im Griechischen „Protojeréas“ und unterscheidet sich vom einfachen Erzpriester, dem „Protopresbyteros“. Diese dürfen neben dem Epigonation ein geschmücktes, bischöfliches Kreuz tragen. In manchen Kirchen trägt er zudem ein rotes Seidenband unter dem Rasson, während es auch sein kann das ein blaues oder rotes Seidenband als eigene Vorstufe der Ehrungen verliehen werden – so in der serbischen Kirche. Unter türkischer Besatzung waren Bischöfe und Mönche zum Teil verbannt aus ihren Eparchien und schweren Verfolgungen ausgesetzt. So verwalteten verheiratete Erzpriester im Auftrag des Patriarchats oder des exilierten Bischofs diese Eparchien. In der alten Kirche, als es noch verheiratete Bischöfe gab, wurden diese zum Teil aus den Reihen der Erzpriester gewählt. Auch waren Stavrophore Erzpriester ursprünglich den Chorbischöfen ähnlich in ihren Aufgaben, als Unterstützung des Bischofs bei der Verwaltung der peripheren Räume. In dieser Zeit war das Mönchtum noch nicht soweit dominierend wie später in der Ostkirche. Seit spätantiker Zeit jedoch werden Bischöfe eher aus den Reihen der Archimandriten gewählt.

Das Collegium Orientale ist ein Zuhause für alle Ostkirchen und ihre je eigenen Landestraditionen. So fällt es schnell auf, dass die nordslawischen Traditionen neben den genannten Kennzeichen bzw. Insignien auch das Tragen einer Mitra (Bischofskrone) bei Archimandriten (Mönchen) und sogar sog. Mitrophoren Erzpriestern (Weltpriestern) kennen; allerdings ohne das Kreuz auf der Spitze, das Bischöfen vorenthalten bleibt. Diese Tradition kennen die südslawischen Kirchen in der Regel nicht.[2] Dennoch ist das Tragen von geschmückten Kreuzen und dem Epigonátion – genauso wie die nordslawische Mitra – ursprünglich eine bischöfliche Insignie. Die bischöfliche Mandýas (Umhang) und der Bischofsstab bei den südslawischen und griechischen Archimandriten verweisen noch deutlicher auf diese Symbolik. Die Teilhabe an den bischöflichen Insignien ist dabei auch ein verwischen der scharfen, klerikalistischen Grenze zwischen den Weihestufen und soll die Kommunikation mit dem Bischof verbessern.  In der nordslawischen Tradition sind noch viele weitere Insignien zu finden: So wird ein zweites „Epigonátion“, die Palitsa, die mehr ein Rechteck als ein Rhomboid ist, verliehen. Auch können Erzpriester mit einem zweiten Kreuz, bei besonders großen Verdiensten, geehrt werden; so bspw. Professor Robert A. Taft. Ähnlich den Protodiakonen wird auch das Recht, ein violettes Kamilavkion zu tragen, verliehen. Promovierte Theologen dürfen statt dem einfachen silbernen Priesterkreuz ein besonderes Doktorenkreuz tragen, wie es auch im COr brauch ist.  

Theologischer Hintergrund

Die ostkirchlichen Ehrendienstgrade drücken somit die gemeinsame Mitarbeit und Treue für das Wohl der Kirche aus. Statt der berüchtigten Invidia clericalis, dem klerikalen Neid nach Ehrentiteln, Elitedenken und egoistischen Vorteilsstreben, die der Kirche oftmals großen Schaden zugefügt hat und heute noch zufügt, sollten die Ehrendienstgrade genauso wie die Priesterweihe selbst verstanden werden: Als selbstloser Dienst für die Menschen, keinesfalls für einen selbst. Damit ist jede Ehrung immer auch eine Erinnerung diesem Auftrag Christi treu zu bleiben und im Dienst für die Menschen dem Bischof zu helfen.  Die Insignien dienen dazu, die Herrlichkeit Gottes in diesem Dienst an den Menschen darzustellen, nicht den Priester oder Diakon zu „dekorieren“. Der Priester ist und bleibt, wie die Kirchenväter treffend formulieren, – wie alle Gläubigen – ein Schaf Christi. Als Bild des einen Hohenpriesters Christus darf er dem Gottesvolk die Gnadengabe spenden, aber niemals wird er Ersatz für Christus, immer nur lebendige Ikone. Damit sind die Dienstgrade kein äusseres Merkmal, wie es zuerst scheinen mag, sondern sollen einen inneren Weg kennzeichnen. Die Priester und Diakone sollen als Menschen immer mehr den alten Menschen in sich selbst – eben auch mit den ach so menschlichen Eitelkeiten – ablegen und den neuen Menschen, Christus immer mehr anziehen. Die Priesterweihen sind kein magischer Akt, bei dem sofort ein neuer, fertiger Priester oder Diakon (oder Bischof) „herauskommt“, sondern oftmals erst der Beginn einer langen Entwicklung. Die Dienstgrade sollten diese Entwicklung nicht nur pädagogisch motivieren, sondern das innere geistliche Wachstum markieren – oder zumindest äußerlich einfordern. Nur so ist das Gebet beim Anlegen des Epigonatións, dem geistigen Schwert, richtig zu verstehen: „Gürte dein Schwert um die Hüften, Mächtiger, in deiner Kraft und Schönheit nimm zu, gedeih und herrschedurch die Wahrheit, Sanftmut und Gerechtigkeit, und wunderbar wird dich deine Rechte führen, jetzt und immerdar, und in die Ewigkeiten der Ewigkeiten. Amen.“

Dies wird auch vom folgenden Gedankengang bestätigt. Die Dienstgrade werden durch Handauflegung des Bischofs beim Kleinen Einzug in der Mitte der Kirche verliehen. Diese Weihe ist nicht mit den drei Höheren Weihen (gr. chirotonía = Hand-ausstrecken) zu Diakonen, Priestern und Bischöfen zu verwechseln, die allesamt im Altarraum geschehen. Dennoch sind die Dienstgrade nicht einfach Ämter, äußere Ehrentitel oder die Verleihung von Insignien, sondern weihen den konkreten Menschen und verändern ihn tiefgehend ähnlich den Niederen Weihen, die genauso durch Hand-auflegung (gr. chirothesía) erfolgt. So kann man wohl bei beiden Weihearten mit Gregor von Nyssa hoffen: „Der zu Geweihte bleibt nach seinem Äußeren unverändert, in seiner Seele aber wird er durch Kraft und Gnade zum Besseren transformiert“. Der Umstand, dass man in den Dienstgrad geweiht wird, unterstreicht die Ausrichtung auf die Menschen hin. Denn nicht nur die Höheren Weihen sind für die Menschen geschenkt worden, sondern auch das Ehesakrament, die Mönchsweihe und die Niederen Weihen entfalten die ihr eigenen Gnadengaben erst in der Hinordnung zu den Menschen, der Kirche Christi. So ist im Kern des Handauflegungsgebet zum Erzpriester das Wachsen der göttlichen Gnade im Priester, damit er mit einem guten Lebenswandel die ihm Anvertrauten inspirieren und stärken kann: „Bekleide unseren Bruder [N.N.] mit Deiner Gnade und schmücke ihn mit Tugend, dass er vor den Priestern Deines Volkes stehen möge, und mache ihn würdig ein gutes Vorbild denen zu sein, die mit ihm sind. Und sei ihm wohlwollend, dass er in Frömmigkeit und Ehrbarkeit im hohen Alter sein Leben beende, und als sanftmütiger Gott erbarme Dich uns allen.“


[1] Administratives Amt: Klostervorsteher, entspricht dem Abt. Ein Hegumen kann zudem den Titel eines Archimandriten tragen oder ein Titularbischof sein; letzteres vor allem in bedeutenden Klöstern. In katholischen Ostkirchen werden Ordenzprovinziale auch Protoiguman genannt, so im OSBM.

[2] In der Eparchie Križevci wurden einige „Mitraten“, also Mitrophore Erzpriester, ernannt. Diese gehörten jedoch zumeist der ukrainischen Kirchentradition an bzw. erhielten die Ehrung von der UGKK.