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08/22/2023

Byzantinische Liturgie mit Nekrosimos für P. Michael Proházka am 22. August 2023 im Wiener Stephansdom

Byzantinische Liturgie mit Nekrosimos für P. Michael Proházka am 22. August 2023 im Wiener Stephansdom 

Nachruf

 

(o p) Lieber Altabt und Archimandrit,

lieber Vater und „armer Sünder“, wie Du Dich selbst gerne bezeichnetest,

lieber Michael,

ein kurzes Dankeswort an Dich. Ein Dankeswort für Dich in der hier versammelten Gemeinschaft von Deinen lieben Verwandten, von Deinen Freunden, Mitbrüdern und Bekannten. Zwar ist das Dankeswort kurz – nach unseren ostkirchlichen Maßstäben –, doch nicht weniger herzlich und aufrichtig.

Wollte ich Dich und Dein Leben beschreiben, zumindest soweit es mir bekannt ist und soweit ich es vermag, so würde ich es auf eine vierfache Weise tun. Du warst ein Suchender, ein Lachender, ein Leidender und ein Hoffender!

Du warst ein Suchender, ein immerwährend Suchender!

Dein Leben war eine ständige Suche. Du warst immer auf dem Weg und in Eile. Deinem Geist war eine Unruhe zu eigen, die durch eine große Sehnsucht gekennzeichnet war. Diese Sehnsucht, dieses innere Verlangen brachte Dich zum Entschluss, den Prämonstratensern beizutreten und als solcher bis zum Ende Deines Lebens zu bleiben. Den Geist des heiligen Norbert verinnerlicht, hast Du die Suche keineswegs eingestellt. Nein. Du suchtest weiter. Auf der Suche über den Tellerrand des römisch-katholischen Ritus hinaus hast Du Deine große Liebe entdeckt: Griechenland, Athen, wo Du jährlich Deinen Jahresurlaub verbrachtest; die Orthodoxie, in der Du zahlreiche Freunde und Wegbegleiter/innen gefunden hast, ja die Weltkirche, in der Du auch uns im Collegium Orientale gefunden hast und Dich dann gleich für zwei Amtszeiten in Anspruch nehmen ließest. Als Vizerektor arbeitetest Du bei uns und dientest so unserer internationalen, interkonfessionellen und interrituellen Gemeinschaft.

Lieber Michael, Du verbrachtest mit uns insgesamt fast fünf Jahre. Du erklärtest Dich bereit, in der Ausbildung von Seminaristen und Priestern aus verschiedenen Ostkirchen tätig zu sein. Deinen Dienst verrichtetest Du in bewundernswerter Treue, Geradlinigkeit und in stetigem Einsatz nach all Deinem Können, nach all Deinen Kräften, besonders trotz und mit Deiner Krankheit. Die Studenten aus den verschiedenen Ostkirchen, den orthodoxen und katholischen, begleitetest Du auf ihrem Weg zum priesterlichen Dienst menschlich, geistlich und akademisch und vor allem persönlich.

Die Gemeinschaft des Collegium Orientale, des ostkirchlichen Priesterseminars des Bistums Eichstätt in Bayern, ist Dir zu herzlichem Dank verpflichtet. Wir nehmen in den letzten Wochen und Tagen Abschied von Dir. Das tun wir auf vielfache Weise. Wir beten für Dich persönlich und in Gemeinschaft. Das taten wir bei dem Requiem in Deiner Mönchsheimat Geras und auch in Deiner gewählten Heimat, unserem ostkirchlichen Kolleg in Eichstätt. Das tun wir heute auch in Deinem von Dir über alles geliebten Wien.

Du warst ein immer Lachender!

Jeder und jede, die Dir begegneten, kann uns wahrscheinlich bestätigen, dass die Begegnungen mit Dir bei allem Ernst und aller Konstruktivität nicht ohne Lachen verliefen. Mitunter musstest Du Dich für manches in einer solchen Situation gefallene Wort entschuldigen, doch meistens hat dies die Gespräche aufgelockert und zur guten Atmosphäre beigetragen. Ja, mit Dir durfte man oft lachen.

Auch in der Feier der Liturgie brachtest Du uns immer wieder zum Lachen. Denn manche geschichtlich gewachsenen Rubriken und Handlungen sind in unserem ostkirchlichen Ritus selbst den besten Genies und Beherrschern des Chaos wie Dir nicht untertan. Ein sicherer liturgischer Gang und ein frommes Gesicht – das lernten wir von Dir – retten häufig die Situation. Trotz eines Fehlers bleibt so die Liturgie würdig. 

Du übernahmst gewissenhaft repräsentative Aufgaben und erfülltest sie mit Elan und Wiener Schmäh. In der Öffentlichkeit zu stehen ist Dir nicht schwergefallen. Zu diesem Charisma bekanntest Du Dich gerne. Du warst ein begnadeter Prediger, ein ostkirchlicher Fachmann, ein zu- und umgänglicher Mensch. Und so warst Du ein beliebter Priester und volksnaher Mönch. Auch bei den offiziellen Begegnungen und seelsorglichen Begebenheiten fehlte es bei Dir nicht an Humor und Klugheit. In den letzten Tagen und Wochen erreichten uns einige Kondolenzbekundungen. In einer von diesen hieß es passend dazu: „Wir werden ihn jetzt vermissen, aber im Himmel wird es ab jetzt wohl etwas lustiger zugehen!“

Auch dieses ehrwürdige Gotteshaus, der Stephansdom, in dem wir uns glücklich wissen, für Dich zu beten und Deiner zu gedenken, bleibt für uns ein lebendiger Zeuge für Deine Fähigkeiten, das Ernsthafte der Ausbildung mit Spaß und Heiterkeit zu verbinden. Deine Führungen, die Du hier für unsere Studenten organisiertest, bleiben legendär. Sicherlich nahmen sie von hier nicht nur die Bedeutung der Erzbischöflichen Kathedrale als gotisches Wahrzeichen von Wien mit. Natürlich sind ihre in der Welt drittgrößte Glocke, ihr gemustertes, berühmtes buntes Dach, ihr kunst- und geheimnisvolles Hauptportal und die hier weilende wundertätige Ikone von Mariapócs von einem unermesslichen geistigen und spirituellen Wert. Doch denken wir auch an verschiedene lustige Geschichten bei Deinen Führungen und Ausführungen sehr gerne zurück! Die Führung in der alten Sakristei mit den alten liturgischen Gegenständen und Kardinalshüten bleiben unvergesslich. Lieber Michael, Du warst ein immer Lachender und Du hast mit Deinem Lachen auch andere angesteckt. DANKE Dir für Dein Lachen!

Lieber Michael, Du warst auch ein Leidender – und ein Hoffender!

In der und unmittelbar nach der Todesstunde kommen verschiedenste Erinnerungen hoch: Die Erinnerungen an die offizielle Zusammenarbeit und die Erinnerungen an persönliche Begegnungen. Die Weggemeinschaft mit Dir, lieber Michael, stand oft – und dies war notgedrungen – unter dem Zeichen Deiner seit Jahren andauernden Krankheit. Dazu gehören Erfahrungen des Seufzens, der Endlichkeit und der unerfüllten Wünsche oder Sehnsüchte. Insofern warst Du auch ein von Leid durch und durch begleiteter Mensch. Dieses Leid, körperlich und seelisch, nahmst Du tapfer auf Dich und Du trugst es - bis zuletzt. Es war für Dich keine leichte Entscheidung angesichts der sich verschärfenden Symptome der Krankheit, Deinen Vertrag mit dem Bistum Eichstätt – im letzten Sommersemester – vorzeitig zu beenden. Doch dies war wohl die einzige Lösung, der Du Dich beugtest und welche Dir durch die Behandlung hier in Wien noch einige Monate des Daseins mit uns schenkte. Trotz der Leiden, entgegen der dunklen Aussichten, war Dein Lebensmotto „Contra spem spero“: Du hofftest gegen alle dunklen Aussichten und Prognosen der Ärzte. Die christliche Hoffnung bildete für Dich das Fundament, auf dem Du Deine Leidensgeschichte aushalten und ertragen konntest. Ein Beispiel für jeden und jede in der Seelsorge Tätige/n, jeden gläubigen und jeden ungläubigen Menschen. Für dieses zeugnishafte Leben in christlicher Hoffnung trotz des leidvollen Weges danken wir Dir auch.

Vielleicht meinst Du, dass das eingangs angekündigte kurze Dankeswort doch nun ein wenig länger ausgefallen ist. Dass sehen wir vom Collegium Orientale anders. Dieses Dankeswort verstehen wir als einen nun eingeholten Dank für Deinen Dienst als Vizerektor zum Abschied aus unserem Kolleg, den wir trotz aller Hoffnung – und als „aufgeschoben und nicht aufgehoben“ erachtet – nie begehen konnten. Zugleich gilt dieses Wort auch als unser Abschiedswort für Dich aus dieser Welt, aus der Welt, in der Du uns als Suchende und als Lachende, aber auch als Leidende und Hoffende zurücklässt.

Lieber Pater Michael, mögest Du nun dem lichtstrahlenden, barmherzigen und menschenfreundlichen Antlitz des Herrn entgegengehen, dem Du Dein Leben lang gedient hast! Möge Deine ständige Suche hier auf Erden nun in unserem Herrn Jesus Christus die verheißene Erfüllung finden; möge Dein irdisches Lachen nun in die ewige Freude übergehen; möge das Leid, das Dein Bruderleib und Deine Schwesterseele auf sich nehmen mussten, sich nun in das andauernde Glück verwandeln; und möge Deine Hoffnung nun zum festen Vertrauen und zur ewigen Seligkeit werden! Dafür beten wir!

Adieu, lieber Mitbruder, lieber P. Michael!

 

Oleksandr Petrynko, 

Rektor Collegium Orientale

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