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12.03.2016

Vizerektor Kremer auf Begegnungsreise im Irak

Als Wiege der ostsyrischen Kirche birgt das alte Zweistromland bis heute unsagbare Schätze christlicher Kultur und christlicher Geschichte, die derzeit akut von der Präsenz des sog. „Islamischen Staats“ bedroht und in Teilen bereits unwiederbringlich vernichtet sind. So mussten bereits Zehntausende Christen ihre Heimat in der Ninive-Ebene um Mossul verlassen, ganze christliche Städte wie etwas Baghdeda (Qaraqosh), das einstmals wichtigste Zentrum der Syrisch-katholischen Kirche, sind entchristlicht, das Ausmaß der Zerstörungen ist unbekannt, die vertriebenen Christen sind ins nahegelegene Erbil und dort insbesondere in den Stadtteil Ankawa, in andere Städte oder ins Ausland geflohen.

Inmitten dieser dramatischen Situation erweist sich derzeit die autonome Region Kurdistan innerhalb des Irak als ein recht sicherer Zufluchtsort für die Christen. Vizerektor Dr. Thomas Kremer hat, zusammen mit Prof. Dr. Karl Pinggéra von der Philipps-Universität Marburg, auf Einladung der erst im Dezember 2015 neu gegründeten Katholischen Universität Erbil vom 4. bis 11. März 2016 dieses Gebiet besucht. Auf dem Programm standen Begegnungen auf dem gerade entstehenden Campusgelände der Katholischen Universität Erbil und Kooperationsgespräche im Auftrag der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und ihrer Forschungsstelle Christlicher Orient, eine Teilnahme am Besuchsprogramm des päpstlichen Nuntius im Irak und persönliche Begegnungen mit den Bischöfen Msgr. Bashar Warda von der chaldäisch-katholischen und Msgr. Youhanna Boutros Moshe von der syrisch-katholischen Kirche, Besuche im chaldäischen Priesterseminar St. Petrus und im Pontifical Babel College in Ankawa, konkrete Planungen zur Kooperation zwischen der syrisch-katholischen Kirche und dem Collegium Orientale Eichstätt, weitreichende Einblicke in die Arbeit von P. Najeeb Michaeel OP im „Centre Numérique des Manuscrits Orientaux Dominicains“, Besuche der verschiedenen Flüchtlingscamps für sog. IDP’s („Internally Displaced Persons“) und der Gottesdienste der verschiedenen Kirchen. Eine zweitägige Rundreise mit Besuch des syrisch-orthodoxen Klosters Mar Mattai, der chaldäisch-katholischen Stadt Alqosh und insbesondere des dortigen Klosters Rabban Hormizd sowie eine Begegnung mit Archidiakon Emanuel Youkhana von der Assyrischen Kirche des Ostens in Dohuk, dem Leiter des „Christian Aid Program Nohadra-Iraq“, und der Besuch des jesidischen Heiligtums Lalesh rundeten den Besuch ab.

Ein besonderer Dank gilt dem Vizepräsidenten der Katholischen Universität Erbil, Stephen Rasche, der den Besuch initiiert hat, und dem zukünftigen Kollegiaten des Collegium Orientale, P. Ignatius Offy, der das Programm und die Rundreise vor Ort organisiert und koordiniert hat. Trotz all der bedrückenden Eindrücke der Vertreibung, Zerstörung und bedrohung, an denen sich nichts beschönigen lässt, kehrte Vizerektor Kremer doch auch mit vielen sehr positiven Eindrücken zurück – positiv beeindruckt von der Hilfsbereitschaft der Menschen gegenüber den großen Zahlen von Flüchtlingen, vom Mut der katholischen Kirche im Irak, Kirchen, ein neues Priesterseminar und nun sogar eine eigene Katholische Universität erstehen zu lassen, und vor allem von dem ungebrochenen Glaubenszeugnis für Jesus Christus, das allein erst die Kraft gibt, den Mut nicht zu verlieren. Gerne ist das Collegium Orientale bereit, im Rahmen der eigenen Möglichkeiten die Christen im Irak zu unterstützen. Wir hoffen, dass die Begegnungen dieser Reise den Beginn einer fruchtbaren Kooperation markieren.