Prolog
Bruder, weshalb immer du kommst, freue dich! Wirf von dir die Traurigkeit und die Angst. Siehe, wir stehen alle vor Christus. Er will da sein für uns, die wir immer schwach und hinfällig sind, solange wir leben.
Der geistliche Weg, den wir gemeinsam beschreiten, ist der Weg der Gottsuche und der Umkehr. Immer wieder müssen wir uns aufmachen, um uns von ihm finden zu lassen und um heimzukehren in die Arme des barmherzigen Vaters. Mit seiner Gnade, so vertrauen wir, wird uns am Ende unseres Erdenlebens geschenkt werden, was wir hier ansatzweise versuchen. Lass dich tragen von dem einfachen Glauben, dass du - wie ein Kind im Schoß der Mutter - Gottes Eigentum bist. Er hat dich in seine Hand geschrieben, und nichts und niemand kann dich ihm entreißen.
Unser erstes Tun sei daher der Lobpreis des dreifaltigen Gottes. Preis, Dank und Ehre sei dem, der uns schuf, der uns erlöste und der uns heiligt. Alles Heil kommt allein von Gott, von ihm, der größer ist als unser Herz.
Auf deinem Weg bleib nicht stehen. Geh mit deinen Brüdern voran. Lauf Christus entgegen. Wenn es dunkel wird, wenn der Gegenwind zu stark und die Woge zu groß wird, dann schrei zu ihm, strecke dich nach ihm aus und vertraue: Seine Hand ist schon da, um dich zu ergreifen, dich zu halten und zu erretten.
Ertrage den Alltag mit den großen und kleinen Nöten sowie die Brüder. Sei dabei ein Zeichen brüderlicher Liebe und Freude. Sei ein Abbild der Barmherzigkeit Gottes an deinem Platz und in deiner Zeit. Finde dich niemals mit den Spaltungen unter den Christen ab. Der Leib Christi, samt dem Haupte Christus, ist ein einziger. Sei ohne Furcht, die Kirche Jesu Christi ist mehr und herrlicher, als du sehen kannst. Vergiss nicht: Nur einer ist der Herr! Wie jeden Tag das Morgenlicht kommt, so sicher ist sein Kommen in Herrlichkeit. Ihm gebührt, zusammen mit dem Vater und dem Heiligen Geist, alle Ehre, Danksagung und Anbetung, jetzt und in alle Ewigkeit. Amen.
1.0 Das Typikon
Bruder, dieses vorliegende Typikon regelt nur ein äußeres Minimum des Zusammenlebens im Collegium Orientale. Es möchte dir auf deinem geistlichen Weg eine Stütze sein. Bei deinem Beten und Tun vergiss nicht: Gott der Herr schaut nicht nur auf das Äußere, er sieht vor allem in unser Herz.
Sei nüchtern und maßvoll, damit du nicht am Beginn deines Weges ermattest und traurig wirst. Mache dir keine Sorgen um den morgigen Tag. Lebe das Heute. Heute kommt dir Christus auf vielfache Weise und in vielen Begegnungen entgegen. Auf deinem Weg kommst du nur voran im Glauben, nicht im Schauen.
Verschenk dich. Gib dich, ohne zu zählen, und der Herr wird dir ein gehäuftes und überfließendes Maß zuteil werden lassen. Schau nicht zurück, eile in fröhlicher Dankbarkeit der Morgenröte voraus, um zu loben und zu preisen und zu rühmen Christus, deinen Herrn.
1.1 Das Leben in der Gemeinschaft des Collegium Orientale
Das Leben im COr verbindet uns zu einer Art Bruderschaft. Für einige Jahre gehen wir einen Weg miteinander und vor Gott. Uns und anderen soll er zum Heil werden. Unsere Gemeinschaft ist jetzt der Ort, wo du dem Reiche Gottes Gestalt und Form geben sollst. Das Geheimnis des Evangeliums wird dann wahr und glaubwürdig, wenn wir nicht nur die Worte hören, sondern wenn wir uns im Tun darum mühen. Den äußeren Rahmen für unseren geistlichen Weg gibt die festgesetzte Ordnung. Versuch die Ordnung zu halten, und sie wird dich halten.
Wir alle wollen Freiheit. Aber nicht immer wissen wir, worin diese Freiheit in Wirklichkeit besteht und wo sie zu finden ist. Wir werden nur frei, wenn wir uns im Glauben an Jesus Christus freiwillig „binden“. Im Tun, „was man will“, liegt keine Freiheit. Freiheit ohne den Glauben an Gott führt in die Versklavung durch die Sünde und ins Chaos.
Bemühe dich täglich neu, den anderen zu verstehen. Höre auf ihn, äußere deine Meinung, aber ohne Fanatismus. Wenn du enttäuscht wurdest oder wenn dir Unrecht geschehen ist, räche dich nicht. Lass dich von den lähmenden Gedanken der Traurigkeit und Mutlosigkeit nicht gefangen halten. Widerstehe der Versuchung zu Murren und zu ungerechter Kritik. Diese beiden Versuchungen und der Stolz schädigen deine Seele.
Zähle bei allem auf die Kraft des Heiligen Geistes. Alles schafft der Heilige Geist, so sagt unser Glaube. Trifft er auf einen Zöllner (hl. Matthäus), so macht er aus ihm einen Evangelisten, trifft er auf einen Verfolger der Kirche (hl. Paulus), so macht er aus ihm einen Verkünder des Evangeliums, trifft er auf einen Verräter (hl. Petrus), so macht er aus ihm den Ersten in der Bezeugung der Liebe und der Barmherzigkeit Gottes an uns schwachen Menschen.
Siehe, es gibt so viel Licht und so viel Gutes jeden Tag, in Begegnungen, Erkenntnissen, in allen Dingen und in allen Menschen. Vertraue und sei dankbar.
2.0 Der Rektor
Er ist vom Bischof vor allem für die geistliche Leitung des COr eingesetzt. Er soll nicht vergessen, dass er nicht nur gerecht, sondern wie ein guter Vater oder wie ein Arzt für die ihm Anvertrauten zu sein hat. Die Fehler seiner Brüder soll er sehen, die Brüder aber muss er lieben. Er hat die Verantwortung für den Einzelnen zu tragen. Er stoße nicht von sich, wo es zu heilen gilt, er unterdrücke nicht, wo auferbaut werden muss.
Jede Gemeinschaft braucht einen Vorsteher, jeder Kreis eine Mitte, jede Gemeinschaft jemanden, der den Dienst der Autorität ausüben muss. Nimm deinen Vorsteher an. Er ist für diesen Dienst eingesetzt. Er braucht mehr als jeder andere in unserer Gemeinschaft deinen guten Willen und deine Nachsicht. Trotz seiner Schwächen, schau auf seine Berufung zu diesem Dienst. Ihm ist aufgetragen die Einheit unter den Brüdern zu fördern und die Gemeinschaft in der Treue zu ihrer Berufung wachsen zu lassen.
2.1 Der Vizerektor, der Spiritual und der Präfekt
Der Bischof benennt einen Vizerektor. Er unterstützt den Rektor bei der Leitung des COr. Er ist hauptsächlich in organisatorischen Bereichen und als Mentor tätig. Er vertritt den Rektor bei seiner Abwesenheit. Personalia sind jedoch allein dem Rektor vorbehalten.
Der Spiritual wird ebenfalls vom Bischof benannt. Die Aufgabe des Spirituals ist es, den Kollegiaten, der sich ihm anvertraut, mit sicherer Hand in Liebe und Klarheit geistlich zu führen. Das „Forum internum“ ist in jeder Hinsicht zu schützen und zu respektieren.
Der Rektor benennt aus der Gemeinschaft jeweils für einen bestimmten Zeitabschnitt einen Mitarbeiter (Präfekten). Der Präfekt hilft vor allem bei den praktischen und organisatorischen Angelegenheiten des COr mit. Er achte darauf, dass die Zeiten des Gebetes, der Arbeit und des Schweigens eingehalten werden. Er trage Sorge um eine gute Atmosphäre unter den Brüdern. Er sei ein Vorbild im geistlichen Leben und im Studium. Er ist nur dem Rektor unterstellt. Personalia sind jedoch allein dem Rektor vorbehalten.
2.2 Die verschiedenen Gremien des COr
2.2.1 Der Rat für die materiellen Belange
Der im Statut vorgesehene Beirat regelt den Haushalt des COr.
2.2.2 Der Rat der Brüder in unserer Gemeinschaft
Die Versammlung des COr
Alle Brüder/Schwestern haben Sitz und Stimme. Hier werden alle organisatorischen Angelegenheiten besprochen, jedoch keine Personalia.
Der Rat des COr
Ihm gehören der Rektor, der Vizerektor, der Spiritual, der Präfekt, der gewählte Sprecher des COr und je ein gewählter Vertreter der einzelnen Kurse an. Der Rektor tut gut daran, mit diesem Rat die Versammlungen des COr im Voraus zu besprechen. Der Rat wird jeweils für ein Jahr gewählt.
Der Sprecher des COr
Der Sprecher des COr ist von den Kollegiaten zu Beginn des Wintersemesters für ein Jahr mit absoluter Mehrheit zu wählen. Er hat in enger und vertrauensvoller Zusammenarbeit mit dem Rektor und dem Vizerektor für die organisatorischen Belange des COr und die Anregungen der Brüder Sorge zu tragen. Er soll fair und loyal sein.
Die Sprecher der Kurse
Sie werden von den Kursen ebenfalls für ein Jahr gewählt, jedoch mit einfacher Mehrheit. Sie sollen im Rat des COr und an der Umsetzung der dort getroffenen Vereinbarungen in ihren Kursen mitarbeiten. Andererseits sollen im Rat die verschiedenen Anregungen und Wünsche durch sie vorgetragen und diskutiert werden. Die Anliegen der Kurssprecher werden im Beirat des COr durch den Rektor vorgestellt.
3.0 Das Beten und die Ordnung der Gottesdienste
Das Gebet sei für uns keine Pflicht, sondern eher eine Gabe, mehr ein Geschenk als eine Last. Im Laufe unseres Lebens nimmt unser Beten verschiedene Formen und Ausdrucksweisen an. Es ist Widerschein unseres Lebens und der Gnade Gottes.
Manchmal wirst du dich dem Herrn sehr nahe fühlen, verkosten, wie gut der Herr ist; freue dich und gib ihm die Ehre. Manchmal wird dein Gebet dir trocken und leer vorkommen. Dann wird deine Hilflosigkeit und deine Sehnsucht dein bestes Gebet sein. Und manchmal wirst du nichts anderes tun können, als dein ganzes Leben schweigend Gott darzubieten. Werde dabei nicht mutlos. Reserviere jeden Tag ein ansehnliches Stück deiner Zeit deinem Gebet. Das Beten gehört zu deiner Berufung.
Mach dich immer wieder auf den Weg des Gebetes. Vor allem nutze das Gebet in Gemeinschaft. Lass dich tragen vom gemeinsamen Gebet, es lindert die Wunden, die der Tag mit sich bringt, es eröffnet dir, wenn du in eine Enge geraten bist, einen weiteren Horizont. Bedenke, was das Evangelium vom Gelähmten sagt: „Als der Herr ihren Glauben sah (der Männer, die ihn auf der Bahre getragen haben), heilte er ihn“.
3.1 Der Gottesdienst in der Gemeinschaft
Bei unserem Gottesdienst folgen wir der byzantinischen Liturgietradition. Andere orientalische Riten haben Gastrecht. Wir freuen uns über die gebetete und gesungene Vielfalt des Leibrocks Christi, den die Liturgien darstellen. Alle Gottesdienste des COr feiern wir, soweit als möglich, in deutscher Sprache.
Die Gottesdienstordnung erstellt der für den Wochenplan der Gottesdienste verantwortliche Bruder (Taxiarch). Jeweils am Freitagabend ist für die folgende Woche die Gottesdienstordnung zu veröffentlichen.
3.1.1 Der Morgengottesdienst
An Sonn- und Feiertagen wird ein Morgenlob zelebriert. Während der Studientage beten wir eine kleine Hore oder die Doxologie oder ein Moleben; anschließend feiern wir die hl. Liturgie, außer in der Fastenzeit.
3.1.2 Die hl. Liturgie (Eucharistie)
Das Zentrum aller unserer Gottesdienste ist die Feier der hl. Liturgie. Wir feiern sie täglich, entsprechend dem liturgischen Kalendarium.
Die Eucharistie soll auch die Mitte unseres Lebens werden. Dieses Mysterium bezeichnet und bewirkt, was es besagt: ein Leben durch, mit und in Christo, in der Kraft des Heiligen Geistes. Die Eucharistie schafft die Kirche, sie baut sie auf. Durch die Eucharistie wird sie, werden wir, auch wenn wir schwach und sündhaft sind, Leib Christi im Geheimnis der Erlösung. Die Eucharistie ist gnadenhafte Einladung, die Hilfe auf dem Weg und das Ziel. In ihr feiern wir lobpreisend den Ursprung unseres Tuns und unseres Lebens und seine Vollendung in Gnade und Barmherzigkeit.
Zur Wirkung der Eucharistie sagt der hl. Augustinus: „Wenn ihr sie in rechter Gesinnung empfangen habt, dann seid ihr, was ihr empfangen habt“. Ähnlich bemerkt der hl. Papst Leo d. Gr.: „Die Teilnahme an Leib und Blut Christi hat keine andere Wirkung, als uns zu dem werden zu lassen, was wir empfangen“.
Damit unser Beten wahrhaftig bleibt, gibt es den Alltag und die Brüder. Weder Ästhetik noch Gefühle werden uns lange tragen. Nur wenn wir Brot für die anderen werden, unser Leben mit ihnen teilen, uns umwandeln lassen durch den Heiligen Geist, kann aus uns, im Leib Christi, Hilfe und Heil für viele werden. Das, was die Kirche für dieses Mysterium darbringt, ist sie selbst.
3.1.3 Die Liturgie der Vorgeweihten Gaben
Entsprechend der liturgischen Ordnung feiern wir in der Großen Fastenzeit wöchentlich zweimal die Liturgie der Vorgeweihten Gaben.
3.1.4 Der Tischsegen
Der Tischsegen wird vom Rektor bzw., wenn er nicht anwesend ist, vom Vizerektor oder vom Spiritual oder von dem an Weihejahren ältesten Priester gesprochen. Ebenso verfahren wir mit dem Dankgebet nach dem Essen.
3.1.5 Die Tischlesung
Nach dem Tischsegen folgt eine kurze Lesung aus der hl. Schrift und aus dem Synaxarion.
3.1.6 Der Abendgottesdienst
Mit dem Vespergottesdienst beginnt liturgisch der neue Tag. Soweit als möglich feiern wir täglich gemeinsam das Abendlob.
3.1.7 Die kleine Komplet
Mit der kleinen Komplet beschließen wir den liturgischen Tag.
3.1.8 Der Nekrosimos
Am Freitagabend beten wir besonders für unsere Verstorbenen den Nekrosimos (Pannychida).
4.0 Die Ordnung der Mahlzeiten
Täglich nehmen wir drei gemeinsame Mahlzeiten ein: das Frühstück, das Mittagsmahl und das Abendessen.
4.1 Die Fastentage
In der ersten und siebten Woche der Großen Fastenzeit halten wir am Montag, Mittwoch und Freitag streng das Fasten: Wir verzichten auf Fleisch, Fisch, Eier, Milchprodukte, Öl und Wein. Während der anderen fünf Fastenwochen essen wir kein Fleisch.
4.2 Das Apostelfasten
Vom 14. bis 28. Juni halten wir das Apostelfasten. Wir enthalten uns der Fleisch- und Fischspeisen. Am Sonntag essen wir Fisch.
4.3 Das Marienfasten
Vom 1. bis 14. August fasten wir wie beim Apostelfasten.
4.4 Das Weihnachtsfasten (Philippusfasten)
Vom 14. November bis 24. Dezember fasten wir wie beim Apostelfasten.
4.5 Das Fasten während des Jahres
Die Fastenordnung sieht für den Mittwoch und Freitag eine fleischlose Speise für alle vor. Mittwoch und Freitag sind in den folgenden Wochen fastenfrei:
in der Woche zwischen Weihnachten und Theophanie
in den Wochen von Ostern bis Christi Himmelfahrt
in der Woche nach Pfingsten
In diesen Wochen essen wir am Mittwoch und am Freitag bewusst Fleisch, aus Freude, dass der „Bräutigam“ unter uns weilt.
5.0 Die Kranken und die Gäste
Die Sorge für die kranken Brüder steht allen anderen Pflichten und Vorschriften voran. Der Rektor und der von ihm bestimmte Bruder sorgen sich um die Kranken.
Das COr wird immer auch Gäste haben. Alle Gäste sollen wir wie Christus aufnehmen. Der Rektor und die von ihm bestimmten Brüder sorgen sich um die Gäste. Den Gästen soll zumindest ein Getränk und etwas Speise als „Eulogion des Herrn“ angeboten werden.
Wenn die Gäste übernachten wollen, dann ist der im COr dafür übliche Modus anzuwenden.
6.0 Das Studium und der Alltag
Die Ausbildung gehört zum Beruf, und das Studium ist jetzt dein Dienst, den du auf dem Weg deiner Berufung zu tun hast. Diese Arbeit ist genauso ernst zu nehmen wie das geistliche Leben. Nur so wird unser Beten wahrhaftig und ist keine Flucht.
Fliehe nicht dein Zimmer, bleibe, und „deine Zelle wird dich alles lehren“, sagen die Mönchsväter. Müßiggang ist der Feind der Seele. Lebe den Rhythmus des Tages im COr mit: das Gebet, die Arbeit, die Lesung und die Geselligkeit. Du erfüllst so in der Zeit deines Aufenthaltes im COr den Willen des Herrn am besten.
Sei nüchtern und nicht übertrieben in deinen Ansprüchen, weder dir noch den anderen gegenüber. Unzufriedenheit und Selbstmitleid ist wie ein schleichendes Gift für dich und für die Gemeinschaft. Erlieg’ nicht den „westlichen“ Verlockungen. Vertraue nicht so sehr auf das „Haben“ als vielmehr auf das „Sein“.
Jeder soll das für seine Arbeit Notwendige haben. Wer weniger braucht, werde nicht traurig, nur weil ein anderer, der mehr braucht, es auch bekommt. Und der, der mehr braucht, werde dabei nicht überheblich. Achte darauf, dass du nicht neidisch wirst. Neid führt nicht selten zu unkontrolliertem Unmut, Streit und Hass.
7.0 Die Dienste im Haus
Hab ein offenes Auge für die kleinen und größeren Dienste in der Gemeinschaft und an den Brüdern. In dem Maß, wie du bereit bist, zu geben, wirst du wachsen. Statt zu fordern, gib; statt zu misstrauen, vertraue; statt dich bedienen zu lassen, diene; statt zu fluchen, segne.
Wenn du deine Fähigkeiten und Einsichten in den Dienst der Brüder stellst, dann wird unsere Gemeinschaft reicher. Im brüderlichen Miteinander und in der Gnade Gottes wird das COr zu einem Ort werden, an dem die konfessionelle und individuelle Vielfalt in Einheit gelebt werden kann.
8.0 Das Zimmer
Das Zimmer sei deine „Zelle“, sie ist dein sichtbar abgegrenzter Bereich. Hier ist dein Platz, an den dich, entsprechend deinem freien Entschluss, dein Vorgesetzter hingestellt hat. Fliehe nicht leichtfertig und ohne Grund. Halte Ordnung. Dein Zimmer soll dir das nötige Alleinsein und die Geborgenheit gewährleisten, die du für deinen Weg brauchst.
Empfange andere nicht ohne wichtigen Grund auf deinem Zimmer. Wenn du mit anderen zusammensein willst, dann nutze die dafür vorgesehenen Zeiten und die Gemeinschaftsräume. Im Bereich unserer Zimmer soll eine frohe und geistlich angenehme Atmosphäre des Schweigens und des Studiums herrschen, so dass die einzelnen Brüder sich gerne zurückziehen mögen, um zu studieren, zu meditieren und auch um sich zu erholen.
9.0 Das Schweigen
Versuche, nach der Kleinen Komplet bzw. spätestens ab 22.00 Uhr ruhig zu werden. Nimm Rücksicht auf die anderen in deinem Sprechen und bei deinem Gehen.
10.0 Dienste außer Haus
Wie in einer guten Familie, so sei es auch bei uns. Wer aus gerechtem Grund Verpflichtungen außer Haus hat, der bespreche dies mit dem Rektor. Während des laufenden Semesters gilt zunächst grundsätzlich für alle, dass sie im COr sind.
Priester und Diakone, die von ihrem Bischof für seelsorgerliche Verpflichtungen eingesetzt werden, sollen dies mit dem Rektor absprechen. Das Forum, der Stille Abend und die Recollectio sind für alle verpflichtend.
Für die vorgesehenen Praktika gibt es eine dem Semester entsprechende Regelung.
11.0 Die Ferien und die Heimfahrt
Für die Semesterferien gilt folgende Regelung: Zweimal im Jahr sollen die Brüder zu ihren Vorgesetzten heimfahren. So ist es mit den Verantwortlichen abgesprochen. Insbesondere soll der längere Aufenthalt in der Heimat (August bis Oktober) dazu genutzt werden, sich in der eigenen Tradition zu vertiefen und die heimische Liturgiepraxis zu pflegen.
12.0 Die brüderliche Ermahnung, die Zurechtweisung und der Ausschluss
Wenn ein Bruder in einem wichtigen Punkt sich wiederholt verfehlt, so werde er vom Rektor einmal und ein zweites Mal unter vier Augen ermahnt. Bessert er sich nicht, so werde er in den Rat des COr vorgeladen und zurechtgewiesen.
Wenn auch dieser Versuch keine Heilung bringt, dann darf der Rektor nicht zögern, ihn aus Sorge um die gesunden Glieder der Gemeinschaft auszuschließen. Über die Gründe des Ausschlusses wird ein Protokoll angefertigt und dem Heimatbischof samt dem Entlassungsbescheid zugesandt.
Epilog
Bruder, vieles ist hier nicht gesagt. Du kennst aber die goldene Regel des hl. Evangeliums: „Alles, was ihr also von den anderen erwartet, das tut auch ihnen! Darin besteht das Gesetz und die Propheten“ (Mt 7,12).
Zusammen sind wir auf dem Weg, sind Pilger in dieser Welt, die heimwärts ziehen ins ewige Vaterhaus. Angesichts dieser Erkenntnis ist vieles anders zu gewichten, als wir es oft tun.
Hier singen wir noch das Alleluja der Mühseligkeit, doch dort wird daraus das Alleluja der Vollendung im großen Ostermorgen Gottes.
Christus das „freundliche und heitere Licht“ kommt uns entgegen. Wie das Abendlicht des Tages alles verklärt und schöner erscheinen lässt, so verklärt der Herr, unserer Erlöser, in seiner barmherzigen Liebe, unser Leben. Die Aussaat in Mühsal wird zur Frucht gebracht. Die Tränen der Wüste wandeln sich in blühendes Land.
Geh deinen Weg in dieser freudigen Gewissheit und singe für deine Brüder und mit deinen Brüdern das Lied der Freude und der Hoffnung. Sei ohne Angst. Der Friede Gottes, der alles übersteigt, sei mit dir.